Interkulturelle Bibliothek

Interkulturelle Bibliotheksarbeit
von A bis Z

Ein praxisorientierter Werkzeugkasten

Dieses Glossar ist eine Praxishilfe für interkulturelle Bibliotheksarbeit. Daran orientieren sich auch die einzelnen Stichworte, auf die wir in den verschiedenen Texten durch Fettung verweisen. Falls Sie einen Begriff oder seine Erklärung vermissen oder weitere Tipps und Anmerkungen haben, freuen wir uns, wenn Sie mit der dbv-Kommission  Bibliotheken und Diversität Kontakt aufnehmen.

Alphabetisierung meint die Vermittlung der Lese- und gegebenenfalls auch der Schreibfähigkeit. Bibliotheken unterstützen hier in vielfältiger Weise, wobei sie oft eng mit Schulen, Volkshochschulen und anderen Bildungsträgern zusammenarbeiten. Sie verleihen entsprechende Medien für Kinder und Erwachsene, z. B. in Einfacher Sprache. Bibliothekseinführungen sowie Veranstaltungen zur Vermittlung von Angeboten und Übungsmöglichkeiten bauen Schwellenängste ab, fördern die Lesefreude und verbinden die Alphabetisierung mit der Förderung von Medienkompetenz. In der interkulturellen Bibliotheksarbeit ist die Alphabetisierung häufig verknüpft mit dem Erwerb der deutschen Sprache (vgl. Deutsch lernen).

Geeignete Angebote für Erwachsene sind z. B.:

  • Zielgruppenspezifische Bibliothekseinführungen
  • Lesungen von bzw. Auseinandersetzungen mit Literatur in Einfacher Sprache
  • Einführungen in geeignete PC-Programme oder Apps zum Lesen und Schreiben Üben
  • bibliothekseigene Geräte (PCs, Tablets etc.) zum Üben

Unter dem Stichwort Kinder finden Sie zahlreiche Angebote für diese Zielgruppe.

Der dbv-Landesverband Sachsen hat hier Informationen zur Benutzung Öffentlicher Bibliotheken in mehreren Sprachen zum kostenlosen Download zusammengestellt.

Internationale und mehrsprachige Medien/Materialien (analog/digital) sind obligatorische Angebote im Produktportfolio Öffentlicher Bibliotheken.

Eine allgemeine Einführung (Etat-Auswahl-Erwerbung-Katalogisierung-Recherche-Evaluation) finden Sie hier (3. Aufl./Stand: 2009).

Besonders geeignete Medien/Themen:

Belletristik

  • Originalliteratur ist besonders wichtig. Binden Sie Ihre Community vor Ort mit ein, lassen Sie sich von der/dem Buchhändler*in Ihrer Bezugsquelle beraten, informieren Sie sich über die Bestsellerlisten der jeweiligen Länder.
  • Übersetzungen von internationaler Unterhaltungsliteratur
  • zweisprachige Belletristik ist sehr gefragt, auch als Unterstützung zum Deutsch lernen.
  • auf Besonderheiten der einzelnen Kulturen achten (z. B. Bedeutung von Lyrik, Mangas, wird die Sprache eher gesprochen statt gelesen, etc.).

Kinder und Jugend

  • originalsprachliche und übersetzte Bilderbücher
  • Originalliteratur (andere Bildsprache, höhere Identifikation mit Lebenswelt)
  • textlose Bilderbücher (auch ein gutes Angebot für Personen mit Leseschwäche oder wenn nicht alle benötigten Sprachen angeboten werden können)
  • zweisprachige Bilderbücher in den verschiedenen Sprachen sowie auf Deutsch
  • mehrsprachige Bücher
  • Bildwörterbücher
  • Comics
  • Der besondere Tipp African Storybook: Offener Zugang zu digitalen Bilderbüchern in den Sprachen Afrikas. Die oft professionell gestalteten Bilderbücher werden mit einer creativcommons4.0-Lizenz kostenlos für alle zur Verfügung gestellt. Sie können verändert und in weitere Sprachen übersetzt werden. Nach dem Herunterladen können die Bücher offline gelesen und sogar gedruckt werden. Es können auch eigene Bilderbücher gestaltet werden, die dann wiederum der Allgemeinheit zur Verfügung stehen.
  • das Kimi-Siegel: Ausgezeichnete Bücher, die bunt und fröhlich, realistisch und fantasievoll, vor allem aber beiläufig vielfältig und ohne Klischees und diskriminierende Zuschreibungen aus der Welt von Kindern und Jugendlichen erzählen.

Sachthemen

  • Je kleiner die Bibliothek, desto geringer der Bedarf einen mehrsprachigen Sachbuchbestand aufzubauen und zu pflegen.
  • Das Interesse an Themen ist international vergleichbar:
    • Erziehungsratgeber
    • Medizin und Gesundheit
    • Wörterbücher (auch berufsbezogene Spezialwörterbücher)
    • zweisprachige Bücher für Deutsch als Zweitsprache (Deutsch lernen mit Erklärungen in der Erstsprache)
    • Führerschein
    • Kochbücher

Zeitschriften und Zeitungen

  • Nutzen Sie für Tageszeitungen möglichst Online-Angebote, um Probleme mit postalischen Lieferfristen zu vermeiden.
  • Viele Magazine und Zeitschriften sind am Kiosk in Großstädten und Bahnhöfen erhältlich.

Bestandspflege in verschiedenen Sprachen – Neues Netzwerk stellt sich vor

Bestände in verschiedenen Sprachen befinden sich in vielen Bibliotheken. Analog und digital. Für Kinder und für Erwachsene. Diese Bestände nachhaltig zu pflegen und attraktiv zu präsentieren stellt eine besondere Herausforderung für die Lektor*innen dar. Welche Sprachen werden in meiner Bibliothek nachgefragt? Wie wähle ich aus, wenn ich die Sprache selbst nicht verstehe? Wo kaufe ich am besten ein? Zum Austausch und zur gegenseitigen Unterstützung hat sich das Netzwerk „Internationale Bestände“ zusammengefunden, bestehend aus einigen größeren Bibliotheken aus dem deutschsprachigen Raum. Das Netzwerk trifft sich alle zwei Monate digital zu einem bestimmten Thema. Interessierte Kolleg*innen aus anderen Bibliotheken sind herzlich eingeladen, am Austausch teilzunehmen und ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit uns zu teilen. Termine und Themen werden über die Seite „Aktuelles“ auf dem Bibliotheksportal angekündigt.

Das Netzwerk Internationale Bestände hat auch eine Mailingliste zum Austausch, über die auch die Termine und Themen der Austauschtreffen kommuniziert werden. Zur Anmeldung geht es hier.

Außerdem bieten einige aus dem Netzwerk an, ihr Wissen und ihre Praxiserfahrungen zum Bestandsaufbau mit verschiedenen Sprachen auch im persönlichen Gespräch zu teilen. Ihre Kontaktdaten und Themenschwerpunkte kann man hier einsehen.

Umgang mit rechter Literatur bzw. mit Eingriffen in die freie Literaturauswahl

Viele Angebote für Geflüchtete lassen sich auch in der Bibliotheksarbeit mit anderen Zielgruppen einsetzen und umgekehrt. Dabei ist das „Geflüchtet sein“ keine feste Eigenschaft der Person (die meisten Menschen, die in ihrem Leben einmal flüchten mussten, möchten sich darauf nicht reduzieren lassen). Es ist vielmehr eine bestimmte Lebenssituation, aus der sich spezifische Bedarfe ergeben. Dazu gehören beispielsweise:

  • die Sicherung eines Aufenthaltsstatus im Aufnahmeland
  • das Erlernen der kulturellen Codes des Aufnahmelandes
  • das Erlernen der Sprache des Aufnahmelandes
  • berufliche Integration im Aufnahmeland

Bibliotheken können auf unterschiedliche Weise dabei unterstützen, ohne dass es um Dienstleistungen ausschließlich für Geflüchtete geht. Vielmehr sind die meisten Angebote auch für weitere Zielgruppen der interkulturellen Bibliotheksarbeit interessant.

Spezielle Angebote wären beispielsweise:

  • Medienboxen: Als Einstieg in die Zusammenarbeit mit Flüchtlingsunterkünften bietet es sich an, Medienboxen für die Arbeit vor Ort zur Verfügung zu stellen. Über Fördermittel und/oder Spenden können gezielt neue Medien erworben werden, womit die Bibliothek eine wesentlich größere Wertschätzung zeigt, als wenn sie nur ihre alten Flohmarktmedien einpackt.
    Bei der Medienauswahl sind vor allem zweisprachige Medien zu empfehlen, um die verschiedenen Erstsprachen spielerisch mit dem Deutschen zu verbinden – die Flüchtlingsunterkünfte und das Sozialamt geben gerne Auskunft über die aktuell gesprochenen Herkunftssprachen. Neben zweisprachigen Bilderbüchern bereiten auch „sprechende“ Tiptoi-Vorlesebücher viel Freude, so wie Atlanten, Stadtführer, Deutschlernmaterialien und Bildwörterbücher. Unverzichtbar sind auch Gesellschaftsspiele wie Backgammon, Schach, 4-gewinnt und ähnliches.
  • Willkommensplakat des Österreichischen Bibliotheksverbands (BVÖ) in Kooperation mit dem dbv

Schulische und schulunterstützende Angebote
Vielfach sind Jugendliche über schulunterstützende Angebote gut zu erreichen. Damit kann die Bibliothek helfen, herkunftsbedingte Nachteile auszugleichen. Wichtige Mittel dabei:

  • die computertechnische Ausstattung, da nicht in allen Familien PCs Schreib- und Präsentations-Programme sowie Druckmöglichkeiten vorhanden sind. Besonders sinnvoll ist das Angebot, wenn die Bibliotheksmitarbeiter*innen bei der Bedienung, bei sprachlichen Formulierungen sowie Rechtschreibung und Grammatik helfen können.
  • In einigen Bibliotheken gibt es Einzel- und Gruppenberatungsangebote für schulische Präsentationsprüfungen und Facharbeiten. Diese werden zum Teil mit Bibliothekspersonal oder mit Honorarkräften (z. B. Lehramtsstudierenden) durchgeführt und sind besonders geeignet, Jugendliche mit wenig Vorerfahrungen im deutschen Schulsystem zu unterstützen. Die Beratung bezieht sich auf Literaturrecherche aber auch auf Techniken fürs Präsentieren und Vortragen.
  • Immer wichtiger ist auch der MINT- und Technikbereich: Technotheken oder Robotic-Veranstaltungen sind weniger sprachgebunden und können daher auch Menschen mit unterschiedlicher sprachlicher Herkunft Zugänge bieten (MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik)
  • Schulbibliotheken sind durch die enge Verknüpfung mit der Schule besonders niedrigschwellig und können dadurch gerade Menschen aus bibliotheksunerfahrenen Familien den Weg in die Bibliothek bahnen; vgl. „Bibliothek und Schule“ auf dem dbv-Bibliotheksportal

Freizeit
Bei Freizeitangeboten ist es sinnvoll, an die Mediennutzung der Zielgruppe anzuknüpfen: Kostenloses WLAN und ein attraktiver Aufenthaltsbereich (mit gemeinsamer Nutzungsmöglichkeit von Spielekonsolen) spielen eine wichtige Rolle.

Medienprojekte
Sie sind eine beliebte Möglichkeit, um gemeinsam mit Kooperationspartner*innen Medienkompetenz zu vermitteln. Im Rahmen des Förderprogramms “Total digital!” wurden auch etliche Projekte für Jugendliche mit Migrations- und Fluchterfahrung umgesetzt, in denen die Zielgruppe selber aktiv wurde.

Beispiele:

Poetry Slams (vgl. Veranstaltungen)

Austausch/Kommunikation/Praxisprojekte
Jugendbibliothek 21“ – Blog der dbv-Kommission Kinder- und Jugendbibliotheken: Konzepte, Aktionen und Austausch – für alle offen!

Mit interkultureller Bibliotheksarbeit für Kinder können mehrere Kompetenzen spielerisch und unterhaltsam gefördert werden: interkulturelle Kompetenz sowie Mehrsprachigkeit und die Alphabetisierung von Kindern. Darüber hinaus wird die Vielfalt von Sprachen und Kulturen einer Stadt sichtbar.

Mögliche Angebote im Überblick:

  • mehrsprachige und herkunftssprachliche Bestände in unterschiedlichen Sprachen (siehe auch Bestandsaufbau)

  • Medienzusammenstellungen, die Perspektivenwechsel ermöglichen und sich mit dem Thema Vielfalt auseinandersetzen

  • Medienbestände zum Deutschlernen, z. B. Hörbücher mit Sound-Modulen, Bücher mit interaktiven Hörstiften wie Ting, Tiptoi und Booki, Bild- Wortkartensets in mehreren Sprachen, sprachfördernde Brettspiele

  • textfreie Bilderbücher (sog. „Silent Books“)

  • Leseförder- und Sprachbildungsveranstaltungen für Kita-Gruppen mit geringen Deutschkenntnissen: Bilderbuchgeschichten erschließen und den Wortschatz erweitern durch Spielaktionen (Tasten, Hören, Schmecken, Arbeit mit Gegenständen)

  • Veranstaltungen zum Thema Vielfalt

  • App-gestützte Veranstaltungen mit Tablets oder PCs, die dem Medienwandel und der sich verändernden Mediennutzung von Kindern Rechnung tragen

  • Eltern-Kind-Veranstaltungen mit Bilderbuchkino und Kamishibai (auch für Schulen/Schulbibliotheken)

  • Kinderbetreuung in der Kinderbibliothek bei Bibliotheksführungen für Integrationskurse

  • Elternabende (oder Vormittage) in der Bibliothek in Zusammenarbeit mit Stadtteilmüttern oder Eltern-Cafés speziell für Eltern mit wenig Deutschkenntnissen

  • Medienkisten mit Klassenlektüre als Klassenset mit zwei Schwierigkeitsgraden, so dass auch die Leseschwächeren motiviert werden ein „ganzes Buch“ zu lesen. (z. B. im Beltz-Verlag: Kurzfassungen von Kinder- oder Jugendtiteln in Einfacher Sprache oder Spaß am Lesen Verlag Münster)

  • Einfache Coding-Veranstaltungen mit Lern-Robotern sind nicht an die deutsche Sprache gebunden und daher besonders geeignet, Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache zu motivieren.

Bibliothekseinführungen
Geeignet für Neuankömmlinge und Schulklassen mit geringen Deutschkenntnissen sind bibliothekspädagogische Formate, die die Familien-/Herkunftssprachen einbeziehen. Durch die Arbeit mit Bildkarten und Gegenständen können die Teilnehmenden spielerisch an Sprache herangeführt werden. Dabei helfen z. B. die Materialien der dbv-Kommission für Interkulturelle Bibliotheksarbeit.
Das gemeinsame Betrachten von Fotos (z. B. Foto-Stories) und von Büchern, die in der Bibliothek spielen, sind weitere gute Möglichkeiten, Bibliotheksregeln und -abläufe spielerisch zu erklären. Auch Rollenspiele eignen sich dafür sehr gut. Es lohnt sich auch, bestehende Konzepte daraufhin zu prüfen, ob z. B. einzelne Teile/Module ebenso für Kinder mit geringeren Deutschkenntnissen bzw. anderem kulturellen Hintergrund geeignet sind.

Materialien der dbv-Kommission Interkulturelle Bibliotheksarbeit sowie der dbv-Kommission Kinder- und Jugendbibliotheksarbeit:

Eltern-Kind-Veranstaltungen für Kinder bis 3 Jahre
Eltern-Kind-Kurse oder Veranstaltungen im Bereich Early Literacy (< 3 Jahren) sprechen erfahrungsgemäß Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen sehr viel stärker an als andere Angebote. Über das gemeinsame Bücher-Anschauen oder das Zeigen geeigneter Medien inkl. Apps kommen die Eltern ins Gespräch. Eher bildungsunerfahrene Eltern werden ermutigt, ihren Kindern zuhause vorzulesen. Schwellenängste gegenüber der Bibliothek werden abgebaut. Die Veranstaltungen sind gleichzeitig aktive Sprachförderung für Kinder und Eltern.

Mehrsprachiges Vorlesen
In Vorleseveranstaltungen lassen sich oftmals auch die Eltern gut einbinden – als Mitgestaltende oder als Teilnehmende. Sie sind die Expert*innen in ihrer Herkunftssprache. Wenn sie in ihrer Erstsprache vorlesen, fühlen sich viele wertgeschätzt und freuen sich, dass ihre Kultur so positive Aufmerksamkeit bekommt. (Mehrsprachiges) Vorlesen lässt sich auch als Betrachten von Büchern und Erzählen der Geschichte mit dialogischen Anteilen gestalten. Für zuhörende Eltern, die eher aus Gegenden mit einer Erzählkultur (statt Vorlesekultur) kommen, erschließt sich darüber die Verwandtschaft von Erzählen und Vorlesen. Außerdem lässt sich durch das Erzählen das deutsche Sprachniveau besser auf die Zielgruppe zuschneiden. Nicht zuletzt ist die Erfahrung von Bedeutung, dass Lesen ein gemeinsames, freudiges Erlebnis von Kindern und ihren Eltern ist.

Weitere Informationen und Angebote zum mehrsprachigen Vorlesen:

Digitale Angebote für das mehrsprachige Vorlesen:

  • Onilo: Portal mit Boardstories für Bilderbuchkino-Veranstaltungen, wird von vielen Bibliotheken genutzt (kostenpflichtiger Lizenzerwerb nötig) und hat etliche mehrsprachige Boardstories im Programm.
  • Polylino: Mehrsprachiger Bilderbuch-Service, wird von einigen Bibliotheken lizensiert, so dass die Nutzung für deren Kund*innen kostenlos ist
  • African Storybook: Offener Zugang zu digitalen Bilderbüchern in den Sprachen Afrikas. Die oft professionell gestalteten Bilderbücher werden mit einer creativcommons4.0-Lizenz kostenlos für alle zur Verfügung gestellt. Sie können verändert und in weitere Sprachen übersetzt werden. Nach dem Herunterladen können die Bücher offline gelesen und sogar gedruckt werden. Es können auch eigene Bilderbücher gestaltet werden, die dann wiederum der Allgemeinheit zur Verfügung stehen.

Medienprojekte und Medienbildung

Best-Practice-Beispiele
Zu den beschriebenen Angeboten kommen eine Vielzahl kreativer Ideen und Projekte aus einzelnen Bibliotheken:

  • Die „Kinderbücherei der Weltsprachen“ der Büchereien der Stadt Wien verbindet Medienangebote in rund 40 Sprachen mit einer auf die Mehrsprachigkeit abgestimmten Veranstaltungsarbeit:
    Schneider, Magdalena Martha Maria/Schank, Kristy: Ein Jahr „Kinderbücherei der Weltsprachen“; Vortrag am 23.05.2017.
  • Das Modellvorhaben „Welcome to my library“ des Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (LAMSA) e.V. in Kooperation mit dem Landesverband Sachsen-Anhalt im dbv unterstützt Bibliotheken beim Aufbau einer kultursensiblen, mehrsprachig orientierten Literaturauswahl sowie bei der Konzeption von Veranstaltungen für Migrant*innen und Geflüchtete. In der Zeit vom September 2016 bis Dezember 2019 wurden zehn Kooperationen zwischen Bibliotheken, Migrant*innenorganisationen und Kindertagesstätten an unterschiedlichen Standorten in Sachsen-Anhalt ins Leben gerufen, um Bibliotheken und Familien mit Migrationshintergrund über die Kitas miteinander in Kontakt zu bringen
  • Die in „Welcome to my library“ entstandene Methodensammlung umfasst eine Broschüre mit Wünschen und Anregungen von Personen mit Migrationsbiografie, Hinweiskarten für eine gelingende Interkulturelle Bibliotheksarbeit, Methodenkarten mit konkreten Veranstaltungsvorlagen sowie umfangreiche aktuelle Medienempfehlungen für Kinder- und Jugendbücher rund um die Themen Vielfalt und Mehrsprachigkeit. Alle Materialien gibt es auf der Projektwebseite unter der Rubrik „Ergebnisse“ kostenlos zum Download
  • Die SLB Potsdam hat für geflüchtete Kinder, die gerade Lesen lernten, eine digital/analoge Buchstaben-Schnitzeljagd durch die Stadt organisiert:
    Gohr, Ronald/Schulze, Franziska: Wie kommt das W in den Baum? Eine Buchstabenreise durch Potsdam – Integration und Inklusion begleiten. Praxisbeispiele der SLB im Bildungsforum Potsdam; Vortrag am 11.03.2017.
  • Die Stadtbibliothek Bremen organisierte ein Gesundheits- und Medienprojekt mit Kindern und Jugendlichen. Die erworbenen Kenntnisse über gesunde Ernährung, sportliche Betätigung, Zahnhygiene und Erste Hilfe wurden medial in Filme, Fotos und ein Kochbuch umgesetzt.
    Schmedemann, Britta: Gurkenquark und Sonnengruß – ein Gesundheits- und Medienprojekt mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen; Vortrag am 07.03.2019.
  • Im Projekt „Jemand ist unterwegs“ der Stadtbibliothek Magdeburg füllten Kinder und Jugendliche einen Schuhkarton mit gebastelten Dingen aus ihrer Heimat. Im Anschluss gab es mit den Eltern eine große Vernissage, bei der man sich über die Kunstwerke austauschen und so verschiedene Kulturen kennenlernen konnte.
  • Die Stadtbibliothek Reutlingen stellt neben Medienboxen auch Boxen mit Musikinstrumenten zur Verfügung. Die Musik ermöglicht, auch ohne gemeinsame Sprache miteinander in Kontakt zu kommen.

Schulbibliotheken
Auch in Schulbibliotheken gibt es viele Initiativen zur Interkulturellen Bibliotheksarbeit.

Bibliotheken sind wichtige Partnerinnen für die Integration. Es ist ideal, wenn die in diesem Werkzeugkasten aufgeführten Angebote kostenlos zugänglich und ausleihbar sind. Viele Bibliotheken haben gute Erfahrungen damit gemacht, DaF-Kurs-Teilnehmenden und Geflüchteten einen kostenlosen Bibliotheksausweis zu schenken. Damit sinkt nicht nur die Hemmschwelle, die Bibliothek einfach mal auszuprobieren. Zusätzlich setzen Bibliotheken damit auch ein aktives Statement, dass sie Migrant*innen und Geflüchtete willkommen heißen.

Nicht alle Menschen können einen Personalausweis oder Reisepass mit Meldebescheinigung vorlegen. Folgende Legitimationen sollten gleichberechtigt anerkannt werden:

  • Aufenthaltsgestattung (für Asylbewerber)
  • Fiktionsbescheinigung (für Personen, die auf Bescheidung ihres Antrags auf eine Aufenthaltserlaubnis/-verlängerung warten (vorläufiges Aufenthaltsrecht))
  • Duldung (für eine vorübergehende Aussetzung der Abschiebung)

Abbildungen der verschiedenen Ausweise sind im Internet leicht zu finden und helfen, die Ausweise bei einer Bibliotheksanmeldung schnell wiederzuerkennen.
In einigen Kommunen/Städten gibt es weitere Dokumente, z. B. eine Ankunftsbescheinigung o. ä. Das örtliche Sozialamt gibt gerne Auskunft darüber, welche Dokumente aktuell ausgegeben werden und anerkannt sind.

Änderungen der Gebührenordnung müssen häufig von politischen Gremien der jeweiligen Kommune beschlossen werden. Wenn dies oder eine zeitlich begrenzte Testphase nicht möglich ist, gibt es noch die Möglichkeit eines Spendenaufrufs, um Geld zu sammeln und damit die Jahresgebühren für DaF-Kurs-Teilnehmende und Geflüchtete zu finanzieren.

Eine Herausforderung stellen Bibliotheksausweise für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge dar. Für diese Personengruppe ist es oft schwierig, einen Vormund oder eine andere erwachsene verantwortliche Person zu finden, die/der bereit ist, eine Haftungserklärung zu unterschreiben. Viele Bibliotheken haben sich entschlossen, auf diese Unterschrift zu verzichten (z. T. mit begrenztem Ausleihvolumen) und haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht.

Mehrsprachige Formulare sind ein großes Plus für eine barrierefreie Anmeldung. Allerdings ist dies mitunter nicht einfach umzusetzen, da der Text des Formulars einen rechtlichen Charakter hat.

In vielen Herkunftsländern sind Bibliotheken elitäre Wissenstempel und das Konzept Öffentlicher Bibliotheken in Deutschland ist häufig nicht bekannt. Bibliotheks(ein)führungen sind eine ideale Gelegenheit, die Bibliothek niedrigschwellig als Ort der Begegnung, als Aufenthaltsort für Kinder und Erwachsene, als Lernort sowie als Anlaufpunkt für Fragen vorzustellen.

Bei Erwachsenen ist eine Gruppengröße von max. 15 Personen ideal, um noch mit allen Teilnehmenden in Kontakt kommen zu können. Sprachsensibles Sprechen (vgl. Einfache Sprache) ist sehr wichtig – erkundigen Sie sich schon bei der Terminvereinbarung nach dem Sprachniveau der Gruppe, um Wortwahl und Geschwindigkeit zielgruppengerecht anpassen zu können. Häufig übersetzen einzelne Teilnehmende in die jeweilige Herkunftssprache. Hierfür sollte ausreichend Zeit eingeplant werden – es ist wichtig, dass sich alle Teilnehmenden eingebunden fühlen. Nur so sind wir glaubwürdig in unserer Aussage, dass die „Öffentliche Bibliothek“ auch wirklich für alle da ist.

Folgende Schwerpunkte sind immer sehr gefragt:

  • Sprachlernprogramme und Wörterbücher
  • Medien in verschiedenen Sprachen (Beispiele individuell nach den Erstsprachen der Teilnehmenden auswählen)
  • Filme (Untertitel auf Deutsch helfen zusätzlich beim Verständnis)
  • Musik (zum Deutschlernen, wenn die Songtexte im Booklet stehen – und natürlich auch einfach nur zum Entspannen)
  • Stadtführer / Informationen zur Region
  • Freizeitgestaltung (z. B. Konsolenspiele, Gesellschaftsspiele, internationale Kochbücher usw.)
  • Kinderbibliothek
  • gegebenenfalls auch Berufsorientierung, Bewerbungsratgeber, Führerschein usw.
  • Treff- und Aufenthaltsmöglichkeiten für Freunde, Familien, etc.
  • PC-Funktionen und W-Lan

Ein gemeinsamer Einstieg oder Abschluss mit Kaffee und Tee ist eine nette Geste, um die Gruppe willkommen zu heißen.

Wichtige Elemente von Bibliotheks(ein)führungen sind aktivierende Module. Sie machen eine Bibliothekseinführung lebendiger und ermöglichen gerade bei sprachlichen Einschränkungen oder geringer Lesefähigkeit ein besseres Verständnis der Inhalte. Solche Elemente können sein:

  • Rollenspiele (z. B. Ausleihe/Rücknahme/Verlängerung)
  • Arbeiten mit Bildmaterial: z. B. Suchspiele mit Bildkarten, erstellt aus den Plakaten der dbv-Kommission Interkulturelle Bibliotheksarbeit, oder mit selbstgefertigten Fotos
  • Suchspiele mit Regalüberschriften
  • mehrsprachiges Bibliotheks-Memory der Stadtbibliothek Reutlingen

Für die Einführung stellt die dbv-Kommission interkulturelle Bibliotheksarbeit folgende Materialien zur Verfügung (siehe unten):

Die deutsche Sprache ist eine wichtige Voraussetzung für die Teilnahme am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben in Deutschland.

Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen
Nach dem Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen werden drei Sprachniveaus unterschieden (A = Elementare Sprachverwendung; B = Selbstständige Sprachverwendung, C = Kompetente Sprachverwendung). Als Voraussetzung für eine erfolgreiche berufliche Integration gilt im Allgemeinen die Beherrschung der deutschen Sprache auf dem Niveau von B1/B2. Hier finden Sie eine Beschreibung des Europäischen Referenzrahmens für Sprache vom Goethe-Institut.

DaF/DaZ
Wer Informationen zum Thema “Deutsch lernen” sucht, stößt häufig auf Abkürzungen wie „DaF“ (Deutsch als Fremdsprache) und „DaZ“ (Deutsch als Zweitsprache). Der Wortgebrauch ist nicht ganz eindeutig: Eigentlich meint DaF das Deutschlernen in Kursen außerhalb des Ziellandes, während DaZ den Erwerb der Sprache im jeweiligen Land und während des Alltags, meist außerhalb von Sprachkursen, bezeichnet. In der Praxis sind beide Begriffe meist jedoch nicht so scharf getrennt. Vielmehr werden auch häufig Materialien für Erwachsene als DaF-Materialien und Materialien für Kinder als DaZ-Materialien bezeichnet.

BAMF
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ist für die Durchführung von Asylverfahren zuständig. Des Weiteren hat es vielfältige Aufgaben im Bereich Integration und Migrationsforschung. Für Bibliotheken sind beispielsweise von Bedeutung:

  • beim Bestandsaufbau die Vorgaben für Deutschlehrmaterialien in Integrationskursen
  • die Vorgaben für Exkursionen von Integrationskursen. Sie bestimmen auch deren Möglichkeit für einen Bibliotheksbesuch

Lern- und Übungsmaterialien
Bibliotheken unterstützen und fördern auf vielfältige Weise den Erwerb von Deutschkenntnissen. Sie verleihen Lern- und Übungsmaterialien in unterschiedlichen Sprachniveaus. Dazu gehören Kurs- und Arbeitsbücher mit und ohne CDs, (Bild)Wörterbücher, Grammatiken, Filme, Hörbücher und Lektüren in Einfacher Sprache. Eine Liste der vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) für Integrationskurse zugelassenen Lehrwerke und kursbegleitenden Materialien (auch für die Alphabetisierung) findet man im Internet. Es ist günstig, vor dem Aufbau eines Bestandes mit den großen Sprachkursanbieter*innen vor Ort wie etwa der Volkshochschule Kontakt aufzunehmen und sich gegebenenfalls mit ihnen abzustimmen. Manche Bibliotheken ermöglichen überdies die kostenlose Nutzung von sonst kostenpflichtigen Lernplattformen und Datenbanken im Internet.

Vermittlungs- und Kontaktarbeit
Außerdem bieten Bibliotheken Bibliothekseinführungen in  Einfacher deutscher Sprache an bzw. in auf das jeweilige Sprachniveau abgestimmtem Deutsch. Sie empfehlen geeignete kostenlose PC-Programme oder Apps zum Deutsch lernen, führen in deren Nutzung ein und stellen (Internet-)PCs zum Üben zur Verfügung. Sie veranstalten Konversationsrunden und Sprach-Tandems. Sie öffnen Räume für Deutsch-Lerngruppen und Sprachkursanbieter. Häufig arbeiten sie dabei eng mit Sprachlehrinstitutionen (z. B. Volkshochschulen), mit Ehrenamtlichen-Initiativen oder mit Unterkünften für Geflüchtete und Asylsuchende zusammen. Mehr dazu auch unter Kontaktarbeit und Kooperationen.

Beispiele für erfolgreiche Angebote

  • Dialog in Deutsch” Bücherhallen Hamburg
    • Keite, Uta: „Dialog in Deutsch“. Zugewanderte profitieren vom bürgerschaftlichen Engagement, in: BuB. Bibliothek und Information 69 (2017), Nr. 12, S. 701
  • Sprachraum” Stadtbibliothek Köln
    • Spelz, Annika/Volz, Markus: Gemeinsam lernen und sich engagieren. Neuer „sprachraum“ der Stadtbibliothek Köln eröffnet, in: BuB. Bibliothek und Information 68 (2016), Nr. 2-3, S. 72f.
  • Deutsch im Alltag” Stadtbibliothek Reutlingen:  Deutschlernende erhalten auch Hilfestellung bei Bewerbungsschreiben und Hausaufgaben, Wohnungssuchanzeigen etc.
  • Gohr, Roland/Schulze, Franziska: Wie kommt das W in den Baum? Eine Buchstabenreise durch Potsdam – Integration und Inklusion begleiten. Praxisbeispiele der SLB im Bildungsforum Potsdam; Vortrag am 11.03.2017.

Sprache ist nie wertfrei. Sie erzielt bestimmte Wirkungen damit, wie sie ihren Gegenstand benennt, oder auch damit, dass sie ihn überhaupt nicht benennt. Sie kann einschließen oder ausgrenzen. Diskriminierungssensible Sprache zielt darauf ab, sprachliche Machtmechanismen bewusst zu machen und zu verändern.

Weitere Informationen:
Bundeszentrale für politische Bildung: “How-to: Vielfalt in Texten erzählen”. Artikel von Eva Flügel, 2018. Der Artikel verweist auf drei Initiativen, die Handreichungen und Begrifflichkeiten für eine vielfaltssensible Sprache anbieten

Einfache Sprache
Unter „Einfacher Sprache“ wird eine vereinfachte Version der deutschen Standardsprache verstanden, die auf größere Klarheit und Verständlichkeit und damit stärkere Barrierefreiheit abzielt. Dies nützt allen Menschen, für die die deutsche Standardsprache (noch) zu kompliziert zum Sprechen, Lesen und Schreiben ist. Die Einfache Sprache besitzt kein festes Regelwerk. Sie entspricht in etwa einem Niveau von A2/B1 des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen (vgl. Deutsch Lernen).

Leichte Sprache
Noch deutlich einfacher strukturiert ist die „Leichte Sprache“, die aus dem Bereich der Inklusion kommt und feste Regeln besitzt. In Deutschland gibt es die Vorgabe, dass jeder schriftliche Text in „Leichter Sprache“ von Menschen der Zielgruppe überprüft und zertifiziert werden muss. Aus dem Regelwerk für die Leichte Sprache lassen sich auch Anhaltspunkte für die Verwendung von Einfacher Sprache ableiten.

Einfache Sprache in Bibliotheken
Wichtige Bausteine einer Bibliotheksarbeit in Einfacher Sprache sind ihre Verwendung in Öffentlichkeitsarbeit (Flyer und Texte auf der Homepage) sowie zielgruppenorientiert an den Theken und in Bibliothekseinführungen. Inzwischen gibt es auch immer mehr Medien- und Literaturangebote in Einfacher Sprache. Viele Kommunen oder auch freie Träger bieten Fortbildungen zur Nutzung von Einfacher oder Leichter Sprache an, in denen sich Bibliotheksmitarbeiter*innen ihren Sprachgebrauch bewusst machen und das zielgruppenorientierte sprachsensible Sprechen üben können.

Weiterführende Informationen:

Adressen

Deutschland:

  • dbv-Kommission Bibliotheken und Diversität: Seit Sommer 2006 besteht die dbv-Kommission Interkulturelle Bibliotheksarbeit, die seit 2021 „Bibliotheken und Diversität“ heißt.
  • Fachstellen in Deutschland: Die Bibliotheksfachstellen sind der größte Anbieter von Fortbildungsveranstaltungen für Bibliotheksleitung und -mitarbeiter*innen in Deutschland. Die Fachkonferenz der Bibliotheksfachstellen in Deutschland bietet darüber hinaus größere Tagungen und Seminare auf Bundesebene an.

International:

  • IFLA, Library Services to Multicultural Populations Section: Fachsektion für Multikulturelle Bibliotheksdienstleistungen des Internationalen Bibliotheksverbandes IFLA (englischsprachig)
  • IFLA, Religions: Libraries and Dialogue Special Interest Group (englischsprachig)
  • Amt für Bibliotheken und Lesen: Das Amt für Bibliotheken und Lesen in Bozen (Südtirol/Italien) sichert die finanziellen Rahmenbedingungen für das öffentliche Bibliothekswesen auf der Basis von Förderkriterien und Entwicklungsnotwendigkeiten. Als Servicestelle erbringt es eine Reihe von Dienstleistungen.
  • Bibliothek und Medienstelle BAOBAB: Die Bibliothek und Medienstelle BAOBAB in Wien (Österreich) bietet u. a. Leihbestände und Medienboxen zu den Themen Globales Lernen und interkulturelle Bildung und gibt praktische Arbeitshilfen und Materialien heraus.
  • bvö – Büchereiverband Österreichs: Der Büchereiverband Österreichs (BVÖ) vertritt als Dachverband die Interessen der öffentlichen Bibliotheken und bietet seinen mehr als 2.600 Mitgliedsbibliotheken Service, Beratung und Information. Die Angebote reichen von Förderungen, Projekten zur Literatur- und Leseförderung und Publikationen bis hin zu kostenlosen Internetangeboten.
  • Bibliomedia Schweiz-Suisse-Svizzera: Bibliomedia, die Stiftung für Leseförderung und Bibliotheksentwicklung in der Schweiz, bietet u. a. Leihbestände in den wichtigsten Migrant*innensprachen an und gibt interessante Arbeitshilfen und Materialien heraus.
  • Interbiblio: Interbiblio ist der Verein der interkulturellen Bibliotheken in der Schweiz.
  • Mondomedia: Im Rahmen des Projekts „Mondomedia“, das von Bibliomedia Schweiz, Baobab Books und Interbiblio lanciert und durchgeführt wird, werden Bibliothekar*innen in Gemeinde- und Stadtbibliotheken für die interkulturelle Bibliotheksarbeit ausgebildet. Die Webseite vermittelt Basisinformation dazu.

EU- und Drittmittelberatung des knb (Kompetenznetzwerk für Bibliotheken):
Hier werden regelmäßig und aktuell Projekte und Fördermöglichkeiten bekannt gegeben.

Aktuelle Informationen zu aktuellen Fördermöglichkeiten gibt es auch im Newsletter des dbv  und der jeweiligen Fachstellen.

Interkulturelle Kompetenz
Interkulturelle Trainings vermitteln Hintergrundwissen und fördern eine Haltung, die die kulturell bedingte Verschiedenheit der Menschen wertschätzt. In vielen Kommunen werden interkulturelle Trainings im städtischen Fortbildungsprogramm angeboten. Für die Empfehlung guter Trainer*innen ist auch das örtliche Integrationsamt eine gute Anlaufstelle.
Wenn Sie eine Fortbildung für das ganze Bibliotheksteam organisieren möchten, sprechen Sie vorab mit dem/der Trainer*in über Ihre Situation vor Ort und die Bedürfnisse Ihres Teams.

Weitere Informationen:

  • Online-Seminar “Interkulturelle Kompetenz” der dbv-Kommission für interkulturelle Bibliotheksarbeit
  • Alle Online-Seminare der dbv-Kommission für Interkulturelle Bibliotheksarbeit finden sich zum Nachhören / Anschauen / Nachlesen hier.
  • Veröffentlichungen und Vorträge zum Thema aus dem Bibliotheksbereich auf dem OPUS Publikationsserver
  • E-Tutorial “Interkulturelle Kompetenz” für Bibliothekar*innen und Sozialarbeiter*innen der Universität Passau

Hinweise auf Referent*innen für Interkulturelles Training finden Sie hier.

Diversitäts-Kompetenz
Interkulturelle- und Diversity-Kompetenzen überschneiden und ergänzen sich. Diversity-Kompetenz meint den kompetenten und sensiblen Umgang mit Vielfalt im Hinblick auf Religion, Weltanschauung, Behinderung, Geschlechtsidentitäten, Alter und Lebenskonzepte.

Stammtischparolen
Stammtischparolen sind populistische, oft rassistische, diskriminierende, immer mit Vorurteilen beladene Sprüche. Auch in der Bibliothek werden Mitarbeiter*innen immer wieder mit Stammtischparolen konfrontiert. Als Bibliotheksmitarbeiter*innen stehen wir für Demokratie und Vielfalt – und trotzdem ist es nicht immer leicht, auf solche Stammtischparolen angemessen zu reagieren.

  • Ein sehr praxisorientiertes Argumentationstraining hat Prof. Dr. Klaus-Peter Hufer entwickelt, das inzwischen von einem deutschlandweiten Netzwerk angeboten wird. Dankenswerterweise stellt Herr Hufer 10 Praxistipps für diesen Werkzeugkasten zur Verfügung, um zum Kontern zu ermutigen und wirksame Strategien aufzuzeigen.
  • Die App KonterBUNT, die von den Landeszentralen für politische Bildung Niedersachsen und Sachsen-Anhalt gemeinsam mit verschiedenen Verbänden und Bildungseinrichtungen entwickelt wurde, will ermutigen, „sich überhaupt auf eine Diskussion einzulassen und für eine demokratische Gesellschaft zu streiten“. Im Rahmen eines Mini-Spiels bietet die App die Gelegenheit, verschiedene Strategien und Argumente gegen Vorurteile und Parolen auszuprobieren.

Englisch für Bibliothekar*innen

  • Bibliothekssprachführer Deutsch-Englisch von Katrin Sauermann. Redewendungen und Ausdrücke aus dem englischsprachigen Bibliotheksalltag.
  • Universitätsbibliothek Ruhr-Universität Bochum: Englisch für Auskunft und Benutzung. Thematische Vokabellisten. Vokabellisten A-Z
  • Bibliotheks-Glossar: Es enthält ca. 90.000 Fachbegriffe und Abkürzungen aus der Welt des Buches, der Bibliothek und der EDV. Zusammengestellt von Birgit Wiegandt (GBV – Gemeinsamer Bibliotheksverbund der Länder Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz)


Digitale Übersetzungshilfe

Die UNESCO und die IFLA haben eine ganze Reihe von Erklärungen, Richtlinien und Manifesten zur kulturellen Vielfalt in Bildung und Bibliothekswesen verfasst. Zu den neueren Texten, in denen Werte, Ziele und Absichten der IFLA und der UNESCO erklärt werden, gehören:

Weitere Dokumente:

  • Gemeinsame Erklärung von dbv und CILIP (2011): CILIP: The Chartered Institute of Library and Information Professionals (CILIP) – auf Deutsch etwa: Amtliches Institut für Bibliotheks- und Informations-Fachleute – ist die führende Einrichtung für Bibliothekare, Informationsfachleute und Wissensmanager in Großbritannien.

Ein vielversprechender Weg, wichtige Zielgruppen der interkulturellen Arbeit in die Bibliothek zu holen, ist die Zusammenarbeit mit Partner*innen. Eine intensive Kontakt- und Netzwerkarbeit ist kein “Sahnehäubchen” der bibliothekarischen Arbeit. Vielmehr ermöglicht erst die Kontakt- und Netzwerkarbeit, dass all die anderen Arbeiten (Bestand, Veranstaltungen, Lernort, Treffpunkt, etc.) überhaupt die Zielgruppen erreichen. Das gilt auch für die Interkulturelle Bibliotheksarbeit. Zwar beansprucht Kontakt- und Netzwerkarbeit immer wieder Zeit, aber diese zahlt sich gleich mehrfach aus!

Hier einige Gründe für die Kontakt- und Netzwerkarbeit:

  • Wir erfahren schneller, was tatsächlich benötigt wird und können unsere Angebote zielgerichteter gestalten. Das steigert die Innovationsfähigkeit der Bibliothek und macht sie zukunftsfähig.
  • Mit den richtigen Partner*innen erfährt die Bibliothek auch einen Imagegewinn und erhöht ihren Bekanntheitsgrad. Neue Kund*innen werden langfristig an die Bibliothek gebunden.
  • Projekte und Arbeiten werden gemeinsam umgesetzt, was Zeit und Geld auf beiden Seiten spart. Zusätzlich werden auch Technik, Räume, Kompetenzen und Beziehungen geteilt bis hin zum Zusammenschluss für Förderanträge.

Der türkische Medienbestand wird nicht ausgeliehen? Das Sprach-Café zu wenig besucht? Zu den Kinderveranstaltungen kommen überwiegend deutsche Familien? Wer das ändern möchte, nimmt Kontakt zur jeweiligen Zielgruppe auf und fragt nach, woran es liegt. Am einfachsten geht das über Multiplikator*innen wie beispielsweise Migrant*innenvereine, Träger von Deutschkursen (z. B. VHS), Freiwilligen-Initiativen, Elternverbände, etc. Während die Bibliothek im persönlichen Gespräch die Bedarfe der Zielgruppen erfährt, kann die Bibliothek zusätzlich über ihre bisherigen Angebote informieren. Gemeinsam finden beide Partner*innen heraus, was verändert werden müsste, um die gewünschte Zielgruppe besser zu erreichen (z. B. AV-Medien interessanter als Bücher, andere Veranstaltungszeit, Zweisprachigkeit sinnvoll, etc.).

Der erste Schritt lautet: Einfach ansprechen! Im Internet die Kontaktdaten raussuchen und anrufen. Beim Stadtteilfest oder am Runden Tisch einfach die Gelegenheit nutzen und interessante Partner*innen direkt ansprechen. Wer freut sich nicht darüber, wenn er als attraktiver Partner*in wahrgenommen und die eigene Meinung einbezogen wird – so hat man schon gleich einen positiven Gesprächseinstieg.

Nach der Kontaktaufnahme und der Vernetzung ist es wichtig, in Kontakt zu bleiben, auch unabhängig von gemeinsamen Projekten. Die einfachste Kontaktpflege sind regelmäßige Informationen über neue Aktionen und Angebote der Bibliothek – und Nachfragen, was es beim Gegenüber Neues gibt. Hat sich die Bibliothek auch im interkulturellen Bereich als verlässliche Partnerin etabliert, lassen sich zielgruppenspezifische Projekte und Kooperationen viel leichter realisieren.

Vielleicht übersteigen manche Bedarfe die Möglichkeiten der Bibliothek  dann können beide Partner*innen gemeinsam Lösungen erarbeiten (z. B. Fördermittel beantragen, weitere Partner*innen ins Boot holen, Politik von der Notwendigkeit überzeugen, etc.); denn zwei Stimmen sind immer überzeugender, als wenn nur eine alleine den Bedarf aufzeigt.

Online-Seminar: Azubi gesucht! Mit neuen Strategien zu neuen Zielgruppen. (Stand: November 2019)

Geflüchtete als Azubis
Auch bei der Integration in den Arbeitsmarkt sind Bibliotheken wichtige Partnerinnen! Die Stadtbibliothek Bremen beschäftigt seit 2015 Geflüchtete im Rahmen einer Einstiegsqualifizierung (EQ). Über diese einjährige Maßnahme sollen die Voraussetzungen für einen fließenden Übergang in die (FaMI-)Berufsausbildung geschaffen werden. Bereits zu Beginn der EQ können ausbildungsbegleitende Hilfen in Anspruch genommen werden. Mit dem Start der EQ wird der Berufsschulunterricht des 1. Ausbildungsjahres besucht. Um die deutschen Sprachkenntnisse weiter auszubauen, wird zusätzlich berufsbezogene Sprachförderung organisiert. Nach der einjährigen Qualifizierung startet die reguläre FaMI-Ausbildung, indem das erste Ausbildungsjahr wiederholt wird.

Geflüchtete als Mitarbeitende
Saxinger, Markus: Bürokratische Hindernisse bei der Einstellung überwinden; Vortrag am 05.04.2019.

Stellenausschreibung
Einige Formulierungsbeispiele, wie in Stellenausschreibungen für mehr Diversität im Team bzw. bei den Bewerber*innen geworben werden kann:

  • Wir wertschätzen Vielfalt und begrüßen daher alle Bewerbungen, unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer und sozialer Herkunft, Religion/Weltanschauung, Behinderung, Alter sowie sexueller Orientierung und Identität. Schwerbehinderten Bewerber*innen wird bei im Wesentlichen gleicher fachlicher und persönlicher Eignung der Vorrang gegeben.
  • Ausdrücklich erwünscht sind Bewerbungen von BIPoC (Black and Indiginous and People of Color) oder russischstämmigen Menschen sowie von Bewerber*innen mit Flucht- oder familiärer Migrationsgeschichte. Schwerbehinderten Bewerber*innen wird bei im Wesentlichen gleicher fachlicher und persönlicher Eignung der Vorrang gegeben.
  • Uns ist es ein wichtiges Anliegen, sich auch im Personalbereich interkulturell zu öffnen. Ausdrücklich erwünscht sind Bewerbungen von Personen mit Zuwanderungsgeschichte beziehungsweise Fluchthintergrund.
  • Wir fördern die Gleichstellung aller Mitarbeitenden und begrüßen deshalb Bewerbungen von Personen, unabhängig von ihrer ethnischen, kulturellen oder sozialen Herkunft, Alter, Religion, Weltanschauung, Behinderung oder sexuellen Identität.
  • Schwerbehinderte werden bei gleicher Eignung bevorzugt eingestellt. Zudem werden Bewerbungen von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte ausdrücklich erwünscht.
  • Bewerber*innen mit eigener Migrationserfahrung werden bei gleicher Eignung und fachlicher Qualifikation bevorzugt berücksichtigt.

Leitfaden für diskriminierungsfreie Einstellungsverfahren
Der Leitfaden der Antidiskriminierungsstelle des Bundes richtet sich vor allem an Arbeitgeber*innen, Personalverantwortliche sowie Personal- und Betriebsrät*innen. Er klärt die rechtlichen Schutzmöglichkeiten für Beschäftigte, zeigt ein Bild des Ausmaßes von Diskriminierung im Einstellungsverfahren auf und gibt Unterstützung bei konkreten praktischen Fragen: Wann verstoßen Stellenanzeigen gegen das Diskriminierungsverbot? Welche Fragen dürfen im Vorstellungsgespräch gestellt werden? Wie können Einstellungsverfahren diskriminierungssensibel gestaltet werden? (Stand: Oktober 2019)

Einstellungstests
In vielen Kommunen und Städten ist es noch üblich, anhand von Einstellungstests die Auszubildenden auszuwählen. Abgefragt werden in diesen Tests u. a. Allgemeinwissen und logisches Denken. Die Testfragen beruhen aber in der Regel auf einem deutschen Wissens-Kanon. Damit wird einigen Migrant*innen der Berufszugang erschwert, obwohl sie mit ihrem kulturellen Wissen und ihrer Sozialkompetenz möglicherweise die perfekte Ergänzung für das Bibliotheksteam wären. Wo es möglich ist, lohnt es sich deshalb, statt auf Einstellungstests zu vertrauen, die Bewerber*innen im Rahmen eines Schnuppertages oder Praktikums kennen zu lernen. Auch kann man versuchen, die Stadtverwaltung dafür zu sensibilisieren, bei der Auswahl von Auszubildenden kultur- und sprachbedingte Hürden abzubauen.

Diversity-Manager*in
Beispiele für Aufgabenbeschreibungen

  • teilhabeorientierte Projektarbeit im Kulturbereich
  • Potenziale in der kulturellen Diversität der Bibliothekskundschaft erkennen und dieses Potenzial mit dem Bibliotheksteam fruchtbar machen
  • externe Partner*innen, Bibliothekskundschaft und Bibliothekspersonal miteinander vernetzen
  • Weiterentwicklung unserer Bibliothek zu einem nachhaltig divers-kulturellen Ort
  • intensive Netzwerk- und Communityarbeit
  • Kontakt und Austausch mit externen Kooperationspartner*innen und Besucher*innen
  • nachhaltige Verankerung von Interkulturalität als Querschnittsaufgabe in der gesamten Bibliothek inkl. Leitbild und Personalentwicklung
  • Sensibilisierung und Beratung des Bibliotheksteams für das Thema Diversität
  • neue Zugänge diverser Zielgruppen ermöglichen (Raumangebot, Veranstaltungen, Medien, Personal)
  • Entwickeln einer Diversifizierungsstrategie für unsere Bibliothek (Personal, Publikum und Programm)

Es empfiehlt sich, das Diversity-Management als Stabsstelle direkt bei der Bibliotheksleitung zu verankern. Die Vergütung sollte mindestens bei EG 11 eingeordnet werden.

Interkulturell angelegte Veranstaltungen sind in der Regel für alle offen. Sie ermöglichen Begegnungen und machen die Vielfalt der Einwohner*innenschaft sichtbar. Kooperationen mit Migrant*innenvereinen, unterschiedlichen Institutionen und/oder Ehrenamtlichen sind sehr bereichernd für ein breitgefächertes Programm. In manchen Fällen bieten sich auch zielgruppenorientierte Konzepte an. Für beide Veranstaltungstypen werden hier einige Beispiele vorgestellt.

Mehrsprachige Lesungen
In Kooperation mit Migrant*innenvereinen lassen sich mehrsprachige Lesungen gut anbieten. Die Bibliothek profitiert von den Sprach- und Kulturkenntnissen der Vereine sowie ihrem Zugang zur nicht-deutschsprachigen Zielgruppe. Die Vereine wiederum bekommen die Unterstützung der Bibliothek bei der Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsplanung und können deren Räume nutzen. Für viele Vereine/Gruppen ist es eine besondere Form der Wertschätzung, dass ihre Sprache in einem größeren Kontext für alle Einwohner*innen präsent ist (siehe auch Kinder, mehrsprachiges Vorlesen).

Informationsveranstaltung für Ehrenamtliche
Im so genannten BibCafé informiert die Stadtbibliothek Reutlingen Ehrenamtliche über die Einsatzmöglichkeiten ihrer Bibliotheksmedien (z. B. Ausprobieren von TING- und TipToi-Stiften) und des BibMemos. Gleichzeitig bringt das BibCafé Ehrenamtliche zusammen, stärkt die Kontaktarbeit, trägt zum gegenseitigen Austausch bei und hilft beim sinnvollen Einsatz der Medien.

Spiele-Nachmittage
Gesellschaftsspiele bringen Menschen zusammen und bieten gleichzeitig niedrigschwellige Gelegenheiten, um gegenseitig Wörter in einer neuen Sprache zu lernen. Die wichtigsten Kriterien für die Auswahl von Spielen sind: einfache Regeln, möglichst sprachunabhängig, altersunabhängig.

Foto- / Wanderausstellungen
Porträts und Lebensläufe im Rahmen einer Fotoausstellung helfen, die neuen Mitbürger*innen besser kennen zu lernen. “Geflüchtete” oder “Migrant*innen” sind dadurch nicht länger nur eine statistische Gruppe, sondern individuelle Menschen mit persönlichen Lebensgeschichten. Diese Ausstellungen können eine Möglichkeit sein, um Vorurteilen und Ängsten in der Gesellschaft entgegenzutreten.
Auch Wanderausstellungen bieten vielfältige Gelegenheiten, sich den Themen Flucht und Ankommen zu widmen. Eine Linkliste hat der dbv hier zusammengestellt.

Poetry Slams
Der Poetry Slam ist ein Dichter*innen-Wettstreit, bei dem selbstgeschriebene Texte innerhalb einer bestimmten Zeit einem Publikum vorgetragen werden. Die Zuhörer*innen bewerten anschließend die Beiträge, z. B. durch lauten oder leisen Applaus.

Bei einem Poetry Slam mit “Lai*innen”, z. B. Schüler*innen, ist es wichtig, diese im Erarbeiten ihrer Texte zu begleiten und mit ihnen ihre „Performance“ zu üben, (z. B. im Rahmen einer Schreibwerkstatt mit professionellen Poetry-Slamer*innen). Wichtig ist es, individuell zu arbeiten und die Teilnehmenden dort abzuholen, wo sie stehen und in ihrem Wissen und Können ein Stück zu begleiten.

Ein interkultureller Poetry-Slam vermag den Dialog der Kulturen zu bereichern.
Durch Poetry-Slams können interkulturelle Missverständnisse und Vorurteile oft unverkrampfter angesprochen werden, als dies durch Workshops oder Seminare gelingen kann.

Beispiele:

  • Culture Slam – der interkulturelle Poetry Slam des Netzwerks politik|atelier in Bonn
  • I.Slam, Berlin: Eine Initiative junger Deutscher mit arabischen Wurzeln
  • Spoken Words mit Jessy James Lafleur, ein „Total-digital!“-Projekt in der Stadtbibliothek Berlin-Reinickendorf

Sprachcafé/Sprachtreff

Vielen Deutschlernenden fehlt es an Gelegenheiten, das Sprechen der deutschen Sprache intensiv zu üben. In Sprachcafés / Sprachtreffs bieten sich (meist) Ehrenamtliche als Gesprächspartner*innen an, um zu zweit oder in kleinen Gruppen miteinander deutsch zu sprechen. Die Sprachcafés sollten regelmäßig stattfinden, am besten ohne Eintritt und Anmeldung. So ist das Angebot möglichst niedrigschwellig und erleichtert die Teilnahme.
Meist werden an die Ehrenamtlichen keine Qualifikations-Ansprüche gestellt. Sie sollten aber die Möglichkeit zum Austausch untereinander und zur Fortbildung haben.

Beispiele aus der Praxis:

  • Das 2011 in den Hamburger Öffentlichen Bücherhallen begonnene Projekt „Dialog in Deutsch“ veranstaltet wöchentlich offene Gesprächsgruppen für erwachsene Zuwander*innen. Es wurde inzwischen in mehr als 20 weitere Bibliotheken “exportiert”.
  • Der „sprachraum“ der Stadtbibliothek Köln ist als interkultureller Begegnungsort konzipiert, der in Zusammenarbeit mit verschiedensten Initiativen ein breit gefächertes Veranstaltungsangebot gestaltet, das auch unterschiedliche Deutschlern-Möglichkeiten umfasst.
  • Treffpunkt Deutsch„, Stadtbibliothek Heilbronn
  • Sprechtreff Deutsch“, Stadtbibliothek Ludwigsburg
  • Projekt “Sprachtreff für Integration auf dem Land”: Um geflüchtete Menschen beim allgemeinen und berufsbezogenen Spracherwerb zu unterstützen und ihnen die Integration in den Arbeitsmarkt zu erleichtern, hat die Büchereifachstelle zusammen mit der Koordinierungsstelle Fundraising in der Evangelischen Kirche im Rheinland das EU-geförderte Projekt „Sprachtreff – für Integration auf dem Land“ entwickelt. Die Erfahrungen aus den Piloteinrichtungen werden gesammelt und ausgewertet, um anderen Interessierten in Arbeitsempfehlungen zur Verfügung gestellt zu werden.

Sprachtandem

Im Tandem eine Sprache zu lernen, heißt: Zwei Personen mit unterschiedlichen Erstsprachen treffen sich regelmäßig, um die jeweilige Fremdsprache (die Erstsprache der anderen Tandem-Person) zu erlernen.
In Bibliotheken kann dies z. B. anhand einer Pinnwand oder Magnetwand angeboten werden, an der die Lernenden nach dem Suche-Biete-Prinzip einen Zettel / ein Formular aushängen können. Die Kontaktaufnahme und Gestaltung des gemeinsamen Lernens obliegt den Lernenden.

Es gibt für die interkulturelle Bibliotheksarbeit keine einheitliche Zielgruppe. Vielmehr geht die interkulturelle Bibliotheksarbeit von einer diversen Gesellschaft aus, in der die ethnische oder kulturelle Herkunft nur eine unter mehreren Dimensionen ist, in denen sich Menschen unterscheiden. Zu diesen Dimensionen gehören beispielsweise auch Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, soziale Herkunft und Religionszugehörigkeit.

Abhängig davon ergeben sich einzelne Zielgruppen je nach dem Bedarf von Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen (Kinder, Jugendliche, Geflüchtete und andere Neuankömmlinge, Deutsch Lernende, Berufseinsteiger*innen, Eltern etc.). Auch Migrant*innen, die häufig als die vorrangige Zielgruppe der interkulturellen Bibliotheksarbeit gelten, unterscheiden sich nach Alter, Geschlecht, Herkunft, Religion, Sprache und Lebenssituation so deutlich, dass sie kaum als Gesamtgruppe adressiert werden können. Die Einheimischen sind eine ebenso wichtige Zielgruppe für die interkulturelle Bibliotheksarbeit, da ein multi-ethnisches Zusammenleben auf gegenseitigem Kennenlernen und auf Kontakten miteinander beruht. Gelegenheiten dazu können z. B. über Veranstaltungen in der Bibliothek geschaffen werden. Hilfreich ist es auch, über ein interkulturell zusammengesetztes Bibliotheksteam die Vielfalt der Gesellschaft zu spiegeln und damit Angebote authentischer gestalten zu können (siehe Personalgewinnung und Ausbildung).

Insofern adressiert die interkulturelle Bibliotheksarbeit keineswegs nur Menschen mit Migrationshintergrund, sondern ist Bibliotheksarbeit für ALLE. Sie ist demzufolge kein „Extra“ für eine besondere Zielgruppe, sondern ist als Querschnittsaufgabe der gesamten Bibliotheksarbeit in der diversen Gesellschaft anzusehen.

Die Inhalte unter „Interkulturelle Bibliothek“ sind dauerhaft auch über die gleichnamige Domain (www.interkulturellebibliothek.de) erreichbar.

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